Dhammaregen-Newsletter April 2025
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter widmet sich einer heftigen Emotion, dem Zorn, und stellt dazu verschiedene Suttas zusammen. Bitte dosieren Sie die Lektüre nach Bedarf, um nicht von der Wucht an Emotionen überwältigt zu werden!
Die Nachteile des Zorns
Obwohl wir, wenn wir zornig sind, absolut davon überzeugt sind, dass unsere Reaktion gerechtfertigt ist, schaden wir uns damit dennoch selbst. AN 7.64 beschreibt, wie selbst die bösesten Wünsche unseres Feindes sich an uns erfüllen, ohne dass er auch nur das Geringste dazu tun muss, wenn wir uns vom Zorn überwältigen lassen. Der Feind braucht nur die Hände in den Schoß zu legen und zuzuschauen, wie wir uns selbst zugrunde richten. Eine Genugtuung, die wir ihm nicht gönnen wollen, und wenn wir sie sehen, macht uns das vielleicht noch zorniger … oder wir verstehen den Zusammenhang und geben den Zorn auf.
Die Schlinge des Todes in Form des Zorns
liegt im Herzen verborgen.
Ihr sollt sie herausschneiden durch Selbstbeherrschung,
durch Weisheit, Energie und die richtige Ansicht.
Auch wenn er nicht leicht erscheint: Es gibt einen Weg heraus! Und vielleicht besteht der „Trick“ in diesem Sutta darin, dass uns der Ausweg darüber gewiesen wird, dass wir damit unseren Feind ärgern können. Über einen Gedanken wie: „Diesem Feind werde ich es zeigen! Er wird sich grün und blau ärgern, wenn ich nun nicht mehr zornig werde und all die negativen Folgen, die damit verbunden sind, nicht mehr erleide!“, wird uns eine goldene Brücke aus dem Zorn heraus gebaut.
Lesen Sie das ganze Sutta, und Sie werden vielleicht noch weitere Facetten entdecken!
Zorn im Vergleich
In den folgenden Suttas wird ein zorniger Mensch mithilfe eindrücklicher Gleichnisse anderen Menschen gegenüber gestellt. So ist ein zorniger Mensch etwa wie eine in Stein gemeißelte Linie, oder sein Geist ist wie eine eiternde Wunde, oder der Zornige gleicht einer Giftschlange. In jedem dieser Suttas wird es wohl eine Kategorie geben, in der wir uns wiederfinden …
Groll vollständig aufgeben – gegen alle!
AN 5.162 ist eine Lehrrede, die der Ehrwürdige Sāriputta seinen Mitpraktizierenden vorträgt. Wir kennen Sāriputta als einen gründlichen Systematiker, und so muss es nicht verwundern, dass er auch hier keine Möglichkeit eines Menschen, gegen den man Groll hegen könnte, auslässt. Dennoch hat mich ein Punkt überrascht: Nicht der, dass man Groll gegen einen Menschen loslassen soll, an dem man kein einziges gutes Haar findet, sondern dass auch solche Menschen eingeschlossen sind, an denen man kein einziges schlechtes Haar finden kann! Und in der Tat kann es vorkommen, dass man es aus irgendeinem Grund auf einen reinen und vorbildlichen Menschen abgesehen hat. Das zeigt, dass das Entstehen von Groll nicht viel über den Menschen aussagt, gegen den sich der Groll richtet, sondern vielmehr über den, der ihn im Herzen trägt.
Mein Lieblingsgleichnis betrifft den Menschen, an dem man eben grade noch ein kleines Bisschen Gutes finden kann, und es illustriert die Mühe, die man sich geben soll, um auf dieses Gute wirklich die Aufmerksamkeit zu richten:
Wie wenn da ein wenig Wasser im Hufabdruck einer Kuh wäre. Dann käme da jemand, der sich unter der brütenden Hitze abmühte, der erschöpft, durstig und ausgedörrt wäre. Er würde denken:
‚Dieses kleine bisschen Wasser ist in diesem Hufabdruck. Wenn ich es mit meinen zusammengelegten Händen oder einer Schale trinken würde, würde ich es aufwühlen und aufrühren und ungenießbar machen. Warum lasse ich mich nicht auf alle Viere nieder, trinke es wie eine Kuh und ziehe dann meiner Wege?‘
Und so täte er es.
Ebenso soll man bei einem solchen Menschen bei dieser Gelegenheit sein unreines Verhalten mit dem Körper und der Sprache nicht beachten und den Geist darauf richten, dass sein Herz sich von Zeit zu Zeit öffnet und klar wird. So kann man sich von Groll gegen diesen Menschen losmachen.
Das Befriedigende am Zorn
Wie anfangs erwähnt, geht Zorn in der Regel mit einem Gefühl des Gerechtfertigtseins einher, das uns auch eine seltsame Art von Befriedigung fühlen lässt. Ein Gedicht aus dem ersten Kapitel des Saṁyutta-Nikāya weist auf dieses merkwürdige Phänomen hin:
„Wenn Zorn erschlagen ist, schläft man gut.
Wenn Zorn erschlagen ist, gibt es keinen Kummer.
Zorn hat eine giftige Wurzel
und eine süße Spitze, Gottheit.
Die Edlen preisen sein Töten,
denn wenn er erschlagen ist, gibt es keinen Kummer.“
SN 1.71
Der Newsletter schließt mit dem Wunsch, dass wir uns an die „giftige Wurzel“ erinnern, wenn wir in Versuchung sind, die „süße Spitze“ des Zorns zu kosten!
🔸 Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 86
Übersicht über alle Übersetzungen
🔸 Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 2. Mai, 6. Juni und 4. Juli 2025 jeweils 18:30 – 20:00 h ME(S)Z.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
🔸 Geleitete Meditation
Für die iSangha-Gruppe des Klosters Tilorien wird von Silashin Sabbamitta am zweiten Dienstag jeden Monats eine angeleitete Meditation in deutscher Sprache angeboten. Der nächste Termin ist der 8. April 2025 von 18:00 bis 19:00 Uhr MESZ. Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com, damit Sie in den Verteiler aufgenommen werden und die Zoom-Zugangsdaten erhalten können.
🔸 Newsletter-Empfang
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