Dhammaregen-Newsletter Juli 2025
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter kommt erstmals von der neuen Seite „Mehr von Dhammaregen“. Um ihn lesen zu können, ist es übrigens nicht notwendig, dass Sie die Substack-App auf Ihrem Gerät installieren. Wenn Sie ihn nicht in der E-Mail lesen möchten, können Sie auch auf die Webseite gehen, wo Sie ihn im Newsletter-Archiv finden.
In diesem Newsletter sind wir nun mit einem Mönch verabredet, der nicht so oft im Palikanon vorkommt; aber in seinen wenigen Auftritten scheinen ihm besonders schillernde Figuren zu begegnen.
Die Anfänge der wissenschaftlichen Methode?
Der Mönch mit Namen Kassapa der Prinz ist der Protagonist sowohl in MN 23 als auch in DN 23. In DN 23 hat Kassapa eine Unterredung mit einem Stammesfürsten, der dafür bekannt ist, nicht an Wiedergeburt und Karma zu glauben. Dieser, Pāyāsi mit Namen, hat sich offenbar intensiv mit dem Thema beschäftigt und ist dabei mit beeindruckender wissenschaftlicher Gründlichkeit vorgegangen. Allerdings … nicht alle seine Experimente würden wohl von der Ethikkommission genehmigt werden. 😢
Kassapa der Prinz führt eine lange Unterredung mit Pāyāsi, in der er mit beachtlicher Ausdauer und viel Einfallsreichtum alle Argumente Pāyāsis entkräftet; er deckt sozusagen die Schwächen im Versuchsaufbau auf. Die Gleichnisse, die er vorträgt, sind äußerst anschaulich und eindrücklich, und auch sie lassen einem zum Teil einen Schauder über den Rücken laufen. Das Sutta ist nichts für Zartbesaitete!
Hier eins der weniger drastischen Gleichnisse, das Gleichnis vom Schneckenhornbläser – das übrigens auch in Bṛhadāraṇyaka-Upaniṣad 2.4.8 als Metapher für die Suche nach der Seele genannt ist:
„Nun, Stammesfürst, ich will dir ein Gleichnis geben. Denn mithilfe eines Gleichnisses verstehen manche vernünftigen Menschen die Bedeutung des Gesagten.
Es war einmal ein Schneckenhornbläser, der nahm sein Schneckenhorn und reiste in ein Grenzgebiet. Dort ging er in ein gewisses Dorf. Er stand in der Dorfmitte und blies sein Schneckenhorn dreimal, dann legte er es auf den Boden und setzte sich zur Seite hin. Da dachten die Leute aus diesem Grenzgebiet: ‚Was macht diesen Ton, der so erregend, sinnlich, berauschend, fesselnd und betörend ist?‘
Sie versammelten sich um den Schneckenhornbläser und sagten: ‚Werter Mann, was macht diesen Ton, der so erregend, sinnlich, berauschend, fesselnd und betörend ist?‘
‚Das hier macht diesen Ton; man nennt es ein Schneckenhorn.‘
Sie legten das Schneckenhorn auf den Rücken und sagten: ‚Sprich, wertes Horn! Sprich, wertes Horn!‘ Aber das Schneckenhorn machte keinen Ton. Sie legten das Schneckenhorn auf den Bauch, auf die Seite, auf die andere Seite, sie stellten es aufrecht hin und auf den Kopf, schlugen es mit Fäusten, Steinen, Stöcken und Schwertern und schüttelten es einmal kräftig und sagten: ‚Sprich, wertes Horn! Sprich, wertes Horn!‘ Aber das Schneckenhorn machte keinen Ton.
Genau wie wir vermutlich denkt der Schneckenhornbläser, dass diese Leute anscheinend nicht besonders schlau sind. Nachdem er es ihnen noch einmal ausdrücklich gezeigt hat, kommen sie dann aber zu der Schlussfolgerung:
‚So scheint es also, dass das, was man Schneckenhorn nennt, einen Ton macht, wenn ein Mensch, Mühe und Wind hinzukommen; und wenn diese Dinge abwesend sind, macht es keinen Ton.‘
Und der Ehrwürdige Kassapa der Prinz führt darauf weiter aus:
Ebenso geht dieser Körper vor und zurück, steht, sitzt und liegt, solange er voller Leben und Wärme und Bewusstsein ist. Er sieht Bilder mit dem Auge, hört Töne mit dem Ohr, riecht Gerüche mit der Nase, schmeckt Geschmäcke mit der Zunge, empfindet Berührungen mit dem Körper und erkennt Vorstellungen mit dem Geist. Aber wenn Leben und Wärme und Bewusstsein fehlen, tut er all diese Dinge nicht.
Möglicherweise ist dieser Austausch mit Pāyāsi der Grund, aus dem Kassapa der Prinz vom Buddha in AN 1.217 als der „vorderste der Mönchsschüler mit geistvoller Rede“ gepriesen wird.
Obwohl Kassapa nirgends einen tatsächlichen Beweis für die Existenz einer jenseitigen Welt vorlegt, lässt sich Pāyāsi am Ende überzeugen und nimmt Zuflucht zum Buddha, zur Lehre und zum Saṅgha, doch bis er das Wirken des Karma tatsächlich versteht, muss er noch eine bittere Lehre durchlaufen.
Lesen und hören Sie DN 23.
Wenn Sie Bhikkhu Sujatos interessante Anmerkungen zu diesem Sutta lesen möchten, finden Sie diese auf SuttaCentral. Wählen Sie dazu in den Ansichtsoptionen unter „Anmerkungen und Varianten in segmentierten Texten“ am besten „als Randnotiz zeigen“ aus.
„Die Götter lieben verborgene Dinge …“
Dieses Markenzeichen der brahmanischen Literatur findet in MN 23 einen anschaulichen Ausdruck. Der Ehrwürdige Kassapa der Prinz hat hier eine nicht minder kuriose Begegnung, diesmal mit einer Gottheit, die ihm ein Rätsel voller geheimnisvoller Metaphern vorträgt. Die Begegnung findet im „Finsteren Wald“ statt, einem Ort wie geschaffen für Geheimnisvolles.
Das Rätsel kommt als Suche nach einem verborgenen Schatz daher, der sich in einem Termitenhügel befindet. Bhikkhu Sujato merkt dazu Folgendes an:
Die Verehrung von Termitenhügeln und der tödlichen Schlangen, die sie beherbergen, ist bis heute in Indien verbreitet und ist wahrscheinlich vor-vedisch. Das Śatapatha-Brāhmaṇa bestätigt eine rituelle Bedeutung des Ameisenhaufens als kreative Manifestation der Erde, auf der Opfergaben abgelegt werden können; seine Ameisen waren göttlich (2.6.2.17, 6.3.3.5, 14.1.2.10). In Bṛhadāraṇyaka-Upaniṣad 4.4.7 vergleicht Yājñavalkya einen toten Körper, der von der Seele verlassen ist, mit der leblosen abgestreiften Haut einer Schlange auf einem Ameisenhaufen.
Während Ameisenhaufen nicht „rauchen“ und „glühen“, machen große Termitenhügel sich das Temperaturgefälle zwischen Tag und Nacht zunutze, um Konvektionsströme zu erzeugen, die die Temperatur regulieren und Kohlendioxid ausleiten.
So gräbt also der Protagonist mit dem Schwert der Weisheit zunächst verschiedene Hindernisse aus dem Termitenhügel aus, die alle wegzuwerfen sind, bis er am Ende sein tiefstes Geheimnis freilegt: die Kobra, die den Termitenhügel bewohnt, und die für den Weisen steht, der alle Befleckungen aufgelöst hat.
Lesen und hören Sie MN 23.
Wenn Sie alle Anmerkungen von Bhikkhu Sujato zu diesem Sutta lesen möchten, gehen Sie zu SuttaCentral.
* * *
In seinem Theragātha preist Kassapa der Prinz den Buddha und die Lehre und jubelt darüber, dass er das Ziel, das Ende der Wiedergeburten, erreicht hat. Mit anderen Worten: Er hat die Kobra gefunden!
Zum Schluss dieses Newsletters schließen wir uns seinem Jubel an:
Oh, die Buddhas! Oh, die Dhammas!
Oh, die Errungenschaften des Lehrers!
Hier kann ein Schüler
eine solche Lehre selbst erkennen.Unzählige Äonen lang
erlangte er stoffliche Formen.
Dies ist die letzte,
sein allerletzter Körper
im Umherwandern durch Geburten und Tode;
künftige Leben wird es jetzt nicht mehr geben.
🔸 Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 94-95
Übersicht über alle Übersetzungen
🔸 Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 4. Juli, 1. August und 5. September 2025 jeweils 18:30 – 20:00 h ME(S)Z.
Bei Interesse senden Sie bitte eine E-Mail an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
🔸 Geleitete Meditation
Für die iSangha-Gruppe des Klosters Tilorien wird von Silashin Sabbamitta am zweiten Dienstag jeden Monats eine angeleitete Meditation in deutscher Sprache angeboten. Der nächste Termin ist der 8. Juli 2025 von 18:00 bis 19:00 Uhr MESZ. Bei Interesse senden Sie bitte eine E-Mail an dhammaregen@gmail.com, damit Sie in den Verteiler aufgenommen werden und die Zoom-Zugangsdaten erhalten können.
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