Dhammaregen-Newsletter Mai 2022
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter findet heraus, in welchem Fall der Buddha seinen Schüler tötet, und betrachtet eine besondere Freundschaft. Er hat auch ein Bändchen aus dem Saarland mit 100 Texten für den Frieden, den ersten Termin für die Sutta-Erkundungen und (ganz unten) Bhikkhu Bodhis Leitfaden zum Aṅguttata-Nikāya.
Wie man mit einem unwilligen Schüler verfährt
Im Viererbuch des Aṅguttara-Nikāya unterhält sich der Buddha mit dem Zureiter Kesi. Dieser berichtet, dass er beim Ausbilden seiner Pferde mal sanfte, mal strenge Methoden anwendet. Dann fragt er den Buddha, der ja der „unübertreffliche Anleiter“ für die Menschen ist, wie er bei der Ausbildung seiner Schüler vorgeht.
„Kesi, einen Menschen, den ich ausbilde, schule ich mal sanft und mal streng, und manchmal sanft und streng.
Die sanfte Art geht so: ‚Das ist gutes Verhalten mit dem Körper, der Sprache und dem Geist. Das ist das Ergebnis von gutem Verhalten mit dem Körper, der Sprache und dem Geist. Das ist das Leben als Gott. Das ist das Leben als Mensch.‘
Die strenge Art geht so: ‚Das ist schlechtes Verhalten mit dem Körper, der Sprache und dem Geist. Das ist das Ergebnis von schlechtem Verhalten mit dem Körper, der Sprache und dem Geist. Das ist das Leben in der Hölle. Das ist das Leben als Tier. Das ist das Leben als Gespenst.‘
Die sanfte und strenge Art geht so: ‚Das ist gutes Verhalten … das ist schlechtes Verhalten …‘“
Doch Kesi fragt weiter:
„Herr, was machst du mit einem Menschen, den du ausbildest und der diesen Formen der Schulung nicht folgt?“
„In einem solchen Fall, Kesi, töte ich den Menschen.“
Kesi ist natürlich schockiert!
„Herr, es ist nicht angebracht für den Buddha, lebende Geschöpfe zu töten! Und doch sagst du, du tötest ihn.“
„Das ist wahr, Kesi, es ist nicht angebracht für einen Klargewordenen, lebende Geschöpfe zu töten. Aber wenn ein Mensch, den er ausbildet, keiner dieser Formen der Schulung folgt, denken der Klargewordene und auch seine vernünftigen geistlichen Gefährten, er sei es nicht wert, unterrichtet und angeleitet zu werden. Denn in der Lehre des Edlen bedeutet es Töten, wenn der Klargewordene und auch seine vernünftigen geistlichen Gefährten denken, man sei es nicht wert, unterrichtet und angeleitet zu werden.“
Lesen und hören Sie AN 4.111
Hat der Buddha von dieser Schulungsmethode des Tötens jemals Gebrauch gemacht? Ja, das hat er. Und damit schauen wir wieder mal in das Mahāparinibbāna-Sutta:
„Nach meinem Ende sollt ihr dem Mönch Channa die Höchststrafe verabreichen.“
„Aber Herr, was ist die Höchststrafe?“
„Channa kann sagen, was er will, aber die Mönche und Nonnen sollen ihn nicht unterrichten oder anleiten.“
Die Wirkung ist in der Tat dramatisch: Der Ehrwürdige Channa stürzt ohnmächtig nieder, als ihm die Strafe verkündet wird (nachzulesen im 21. Vinaya-Khandhaka, Abschnitt 3. Brahmadaṇḍakathā). Und die verordnete Kur erweist sich als erfolgreich! Denn das ist ja der Sinn der „Strafe“, dass der Schüler sich schließlich der Lehre öffnet.
SN 22.90:10.1-2 „Werter Ānanda, so ist es, wenn man solche Ehrwürdigen zu geistlichen Gefährten hat, die einen aus Güte und Anteilnahme unterweisen und anleiten. Und jetzt, da ich diese Unterweisung vom Ehrwürdigen Ānanda gehört habe, habe ich die Lehre erfasst.“
Kosmisches Klassentreffen
„Weißt du noch, damals …?“ – Das ist ein typischer Satz, wie wir ihn von einem Klassentreffen kennen. Wie aber, wenn das „Damals“ unvorstellbare Zeiträume weit zurückliegt? Ein solcher Fall begegnet uns in SN 2.24, wo der Gott Ghaṭīkāra den Buddha besucht und die beiden sich über „damals“ austauschen, als Ghaṭīkāra ein Töpfer war und der künftige Buddha sein Freund.
SN 2.24:14.1-4 „So ist es früher wirklich gewesen. Die alten Freunde haben sich wieder getroffen. Beide sind entwickelt und tragen ihren letzten Körper.“
Was sie „damals“ miteinander erlebt haben, darüber berichtet MN 81. Wirkliche Freundschaft bedeutet wohl auch, dass man den Freund manchmal selbst mit rabiaten Mitteln zu seinem Glück zwingt!
Ghaṭīkāra will nämlich den späteren Buddha, seinen Freund, mit zum damaligen Buddha Kassapa nehmen, aber der ist durchaus nicht dazu geneigt:
‚Genug, lieber Ghaṭīkāra. Was soll es bringen, diesen Glatzkopf zu sehen, dieses Asketlein?‘
Da packte Ghaṭīkāra Jotipāla an den Haaren seines frisch gewaschenen Kopfes und sagte: ‚Lieber Jotipāla, das Kloster des Buddha Kassapa ist nicht weit von hier. Lass uns gehen, um den Gesegneten Kassapa zu sehen, den Vollendeten, den vollkommen erwachten Buddha. Denn ich betrachte es als heilig, diesen Gesegneten zu sehen.‘
Da dachte Jotipāla: ‚Es ist unglaublich, es ist erstaunlich, wie dieser Töpfer Ghaṭīkāra, obwohl er in einer niedrigeren Kaste geboren ist, sich erlaubt, mich an den Haaren meines frisch gewaschenen Kopfes zu packen! Es kann sich hier um keine gewöhnliche Sache handeln.‘
Er sagte zu Ghaṭīkāra: ‚Du melkst mich bis zu diesem Punkt, lieber Ghaṭīkāra?‘
‚Ich melke dich bis zu diesem Punkt, lieber Jotipāla. Denn als so heilig betrachte ich es, diesen Gesegneten zu sehen.‘
Lesen und hören Sie MN 81.
100 Texte für den Frieden
Dhp 3-5 „Man hat mich beschimpft, man hat mich geschlagen! Man hat mich bezwungen, man hat mich beraubt!“ Für die, die so hadern, hört der Hass niemals auf. „Man hat mich beschimpft, man hat mich geschlagen! Man hat mich bezwungen, man hat mich beraubt!“ Für die, die nicht so hadern, hat der Hass ein Ende. Denn niemals wird Hass durch Hass beigelegt, durch Liebe nur wird er beigelegt: Das ist ein alter Grundsatz.
An diese Stelle aus dem Dhammapada hat mich ein Gedicht von Alfons Klein erinnert, einem von zahlreichen saarländischen Autoren, die im April 2022 das Buch 100 Texte für den Frieden zur Unterstützung der Kinder der Ukraine produziert haben.
Ach, was winkt ein schöner Lohn doch der Deeskalation! Reizte man nicht mehr die Bösen, könnt' man sie davon erlösen, dass sie alles kurz und klein schlagen und dazu noch schrein! Besser wär's, wenn die Verhauten sich nicht auch dasselbe trauten, wer zurückhaut, fördert halt die Spirale der Gewalt. Der Geschlagene, der nicht tobt, der wird allgemein gelobt.
Bhikkhu Bodhi: Ein thematischer Leitfaden zum Aṅguttara-Nikāya
Neben verschiedenen Leitfäden und Essays von Bhante Sujato und Ajahn Brahmali wurde auch dieser Aufsatz von Bhikkhu Bodhi auf SuttaCentral aufgenommen und liegt jetzt in deutscher Übersetzung vor.
Sutta-Erkundungen
Am 3. Juni 2022 von 18:30 bis 20:00 Uhr startet die erste Folge der Sutta-Erkundungen mit Santacitta Bhikkhuni und Sabbamitta Silashin. Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann kurz vor dem Termin die Zoom-Zugangsdaten erhalten.
Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
SN 22.90
Dhp 1-20
Ud 2.2-10, Ud 3.1, Ud 3.3-10, Ud 4.2-10, Ud 5.1-4
Thag 1.69
Übersicht über alle Übersetzungen
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