Dhammaregen-Newsletter März 2024
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter legt seinen Schwerpunkt ausnahmsweise einmal auf den Vinaya, wo der frühe Aufbau des Ordens beschrieben wird, und er wirft einen Blick zurück zu den Lehren früherer Buddhas.
Vom Feueranbeter zum Vollendeten
Das erste Khandhaka („Kapitel“) des Vinaya berichtet über die Zeit nach dem Erwachen des Buddha bis zur Einrichtung des Ordens und dem Niederlegen einer ausgefeilten Ordinationsprozedur und stellt somit ein Gegenstück zu DN 16 dar, dem Sutta vom Erlöschen des Buddha, das seine letzte Lebensphase zum Thema hat.
Der Hauptprotagonist des Teils, den ich heute vorstellen möchte, erscheint in den Suttas nur spärlich, daher ziehen wir hier den Vinaya für mehr Hintergrundinformation hinzu. Kassapa von Uruvelā ist ein brahmanischer Filzhaarasket, der nicht nur durch die typische Haartracht mit Rastalocken, sondern auch durch die Verehrung des Feuers als Asket der brahmanischen Tradition in Erscheinung tritt.
Er ist der erste von drei Brüdern, die zusammen tausend Filzhaarasketen anführen. Der Buddha besucht ihn und seine Gruppe und beeindruckt sie mit einer ganzen Serie von Taten von übernatürlicher Macht – Dingen, zu denen er ansonsten stets auf Abstand ging. Kassapa von Uruvelā ist denn auch beeindruckt, überschätzt aber seine eigene spirituelle Größe gewaltig:
Der große Asket hat eine große übernatürliche Kraft, große Erhabenheit, weil er nämlich … all diese wunderbaren Dinge … tat, aber er ist kein Heiliger wie ich.
Lesen Sie diese ausgesprochen köstliche Geschichte hier in der Übersetzung von Maitrimurti / Trätow.
Am Ende wollen tausend Filzhaarasketen unter dem Buddha Mönche werden, und dieser ordiniert sie in der bis dahin noch üblichen einfachen Weise:
Kommt, ihr Mönche, sagte der Erhabene, gut dargelegt ist die Lehre, nehmt den Reinheitswandel auf euch, um allem Leid ein Ende zu machen.
Die Episode gipfelt schließlich darin, dass der Buddha eine Lehrrede hält, in der er das Feuer, dem die Asketen bislang ihr Leben geweiht hatten, als Metapher benutzt: die berühmte Feuerlehrrede, SN 35.28. Sie ist als die dritte Lehrrede überliefert, die der Buddha hielt, und führte dazu, dass alle tausend ehemaligen Filzhaarasketen das Ziel des geistlichen Lebens verwirklichten.
Während Kassapa von Uruvelā in SN 35.28 nicht namentlich genannt ist, wird er vom Buddha in AN 1.224 gepriesen:
Der vorderste unter meinen Mönchsschülern mit einer großen Gefolgschaft ist Kassapa von Uruvelā.
In seinem Theragāthā schildert Kassapa von Uruvelā in Kurzform selbst die Ereignisse aus dem Vinayakapitel. Lesen und hören Sie Thag 6.1. Auch seine beiden Brüder haben ihre eigenen Gedichte in Thag 5.6 und Thag 5.7.
Über den Besinnungstag unter früheren Buddhas
Am buddhistischen „Besinnungstag“ an den Voll- und Neumondtagen ist es für Ordinierte üblich, gemeinsam die Ordenssatzung aufzusagen. Diese besteht für Mönche aus 227 Regeln und für Nonnen aus 311. Diese Praxis wurde etabliert, nachdem sich das Regelwerk nach und nach herausgebildet hatte; in der Frühzeit des Ordens gab es keine Regeln, da es nur Mönche oder Nonnen gab, die eine hohe spirituelle Reife hatten, und Probleme, die einer Regelung bedurften, traten nicht auf.
Eines Tages, so berichtet der Kommentar zum Dhammapada, soll der Ehrwürdige Ānanda den Buddha gefragt haben, welche Praxis denn frühere Buddhas für den Besinnungstag gelehrt hätten, und der Buddha sagte diese Strophen auf, die im Dhammapada überliefert sind:
Nichts Schlechtes tun, sich das Gute zu eigen machen und den Geist läutern: Das ist die Anleitung der Buddhas. Geduldige Beharrlichkeit ist die höchste Inbrunst. Erlöschen ist das Höchste, sagen die Buddhas. Kein wahrer Hausloser verletzt jemand anderen noch tut ein Asket jemand anderem weh. Niemanden schlecht machen oder ihm Leid zufügen, Zügelung in der Ordenssatzung, Maßhalten beim Essen, in abgelegener Unterkunft leben und sich dem hohen Geist weihen: Das ist die Anleitung der Buddhas Dhp 183-185
Die gleichen Strophen finden wir auch in DN 14, wo sie vom Buddha Vipassī (in etwas anderer Reihenfolge) am Besinnungstag aufgesagt werden. Somit bestätigt dieses Sutta die Geschichte des Dhammapada-Kommentars, und wir haben es hier mit einer zeitlosen Lehre zu tun, die nach dieser Überlieferung sowohl von Buddhas der Vorzeit als auch von unserem Buddha gelehrt wurde.
Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 11-18, MN 21, MN 24-25, MN 27, MN 30-32, MN 61, MN 128
Übersicht über alle Übersetzungen
Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 5. April, 3. Mai und 7. Juni 2024, jeweils 18:30 – 20:00 h MESZ.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
Newsletter-Empfang
Wenn Sie in Zukunft unsere Nachrichten empfangen möchten, melden Sie sich mit einer formlosen Email an dhammaregen@gmail.com zum Newsletter an. Wenn Sie die Nachrichten nicht mehr empfangen möchten, senden Sie eine Email, um sich abzumelden.
Frühere Newsletter finden Sie im Newsletter-Archiv.


