Dhammaregen-Newsletter Oktober 2021
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der neue Newsletter begleitet wieder eine Figur durch den Kanon: diesmal den Ehrwürdigen Meghiya, der eine Zeitlang der Aufwärter des Buddha war. Es geht dabei vor allem um das Thema Freundschaft. Dann folgt noch ein Blick auf den Wert von Spenden, und es gibt einen Text von Bhante Sujato über das Lesen der Suttas.
Der Wert der Freundschaft im Buddhismus
Zum ersten Mal bin ich dem Ehrwürdigen Meghiya vor Jahren in Ud 4.1 begegnet und war beeindruckt von seiner Hartnäckigkeit, dem Buddha zu widersprechen.
Meghiya ist mit dem Buddha allein unterwegs und sieht auf dem Rückweg von seinem Almosengang ein Wäldchen, in dem er gerne meditieren möchte. Der Buddha will, dass er wartet, bis ein weiterer Mönch dazukommt, aber Meghiya besteht darauf, dass jetzt für ihn die Zeit ist, sich zur Meditation zurückzuziehen. Wie cool ist das denn? Ich hätte die Chance, den Buddha für eine Weile ganz für mich allein zu haben, und dieser will auch, dass ich dableibe – aber ich bestehe darauf, wegzugehen und vernachlässige dabei noch dazu meine Pflichten als sein Aufwärter?!
„Wenn der Buddha es erlaubt, will ich zu diesem Mangowäldchen zurückkehren, um zu meditieren.“
Darauf entgegnete ihm der Buddha: „Wir sind allein, Meghiya. Warte, bis ein anderer Mönch kommt.“
Zum zweiten Mal sagte Meghiya zum Buddha:
„Herr, der Buddha hat nichts mehr zu tun, nichts mehr, das verbessert werden müsste. Doch ich habe das noch. Wenn der Buddha es erlaubt, will ich zu diesem Mangowäldchen zurückkehren, um zu meditieren.“
Zum zweiten Mal entgegnete der Buddha:
„Wir sind allein, Meghiya. Warte, bis ein anderer Mönch kommt.“
Zum dritten Mal sagte Meghiya zum Buddha:
„Herr, der Buddha hat nichts mehr zu tun, nichts mehr, das verbessert werden müsste. Doch ich habe das noch. Wenn der Buddha es erlaubt, will ich zu diesem Mangowäldchen zurückkehren, um zu meditieren.“
„Meghiya, da du vom Meditieren sprichst, was kann ich da sagen? Bitte, Meghiya, geh nach deinem Belieben.“
Schüler! Was kann man da machen? Seufz!!!
Leider ergeht es dem Ehrwürdigen Meghiya nicht ganz so, wie er sich das erhofft hat. Anstatt mal eben schnell ein Arahant zu werden, wird er von eher unmönchischen Gedanken bedrängt. Enttäuscht kommt er zum Buddha zurück.
Der aber kommt nun nicht mit der „Hab-ichs-dir-nicht-gleich-gesagt?-Du-wolltest-ja-nicht-hören!“-Masche, sondern gibt Meghiya eine wunderbare Unterweisung über das, was ihm auf seinem Weg noch fehlt: An erster Stelle steht gute Freundschaft, aus der sich dann die anderen Faktoren von selbst entwickeln. Auch das hat mich an diesem Meghiya-Sutta bereits bei meiner ersten Begegnung vor Jahren beeindruckt. Überrascht war ich, als ich diesen Text nun fast wortgleich im Neunerbuch des AN fand, bei AN 9.3.
Dem Ehrwürdigen Meghiya hat diese Unterweisung offensichtlich auch geholfen. Später ist er dann beim Buddha geblieben und hatte auch mit seinen Bemühungen Erfolg – so sagt er in seinem Theragāthā-Gedicht:
Thag 1.66 Er beriet mich, der große Held, der über alles hinausgegangen ist. Als ich seine Lehre gehört hatte, blieb ich in seiner Nähe, achtsam. Das dreifache Wissen habe ich verwirklicht und die Anweisung des Buddha erfüllt.
Denn schließlich gehört auch dieser Aspekt zur guten Freundschaft, die im Buddhismus übrigens als „das ganze geistliche Leben“ gilt:
SN 45.2:4.1-3 „Und hier ist eine andere Art, zu verstehen, wie gute Freunde das ganze geistliche Leben sind:Denn indem sie sich auf mich als guten Freund stützen, werden Lebewesen, die wiedergeboren werden, alt werden und sterben müssen, die Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis erfahren müssen, von all diesen Dingen befreit.
Das ist eine andere Art, zu verstehen, wie gute Freunde das ganze geistliche Leben sind.“
Dass wir alle von dieser Art der Freundschaft ausgiebig Gebrauch machen können! ❤️
Weitere Suttas zum Thema Freundschaft findet man auf Dhammaregen mithilfe des Suchbegriffs „gute Freunde, Genossen und Gefährt“.
Die wertvollste Spende
Dieses interessante Sutta aus dem Neunerbuch richtet sich an Anāthapiṇḍika, den reichen Sponsor des Ordens in Sāvatthī, der im einleitenden Satz zu vielen Suttas erwähnt wird:
Einmal hielt sich der Buddha bei Sāvatthī in Jetas Wäldchen auf, dem Kloster des Anāthapiṇḍika.
Als er den Buddha kennenlernte, war Anāthapiṇḍika tatsächlich sehr reich. Nachdem er aber für Jetas Wäldchen, den Ort, an dem das Kloster entstehen sollte, das er dem Orden spendete, einen übermäßig hohen Preis gezahlt und noch dazu durch Unwetter und geschäftliche Verluste viel Geld verloren hatte, konnte er zu seinem Leidwesen nur noch sehr einfache Mahlzeiten spenden.
Der Buddha tröstet ihn in AN 9.20, indem er erklärt, worauf es beim Spenden wirklich ankommt: auf die innere Haltung des Spenders und auf die innere Reife auf der Empfängerseite. Wertvoller noch als eine Spende selbst an den Buddha ist eine, die sich an den Buddha mitsamt dem Saṅgha der Mönche und Nonnen richtet, die also besonders umfassend ist. Der finanzielle Wert der Spende spielt höchstens eine nebensächliche Rolle.
Wertvoller als die wertvollste Spende an die umfassendste Empfängergruppe ist es allerdings, das eigene Herz im Dhamma zu entwickeln und zu tiefem Verstehen zu gelangen.
Lesen und hören Sie AN 9.20.
Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
SN 35.238
AN 9.2-432 – somit ist das Neunerbuch vollständig; AN 10.1-47, AN 10.49-52, AN 10.219
Ud 4.1; Thag 1.66
Übersicht über alle Übersetzungen
Außerdem gibt es noch die Übersetzung eines Textes von Bhante Sujato, Wie soll man die Suttas lesen?
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