Dhammaregen-Newsletter April 2024
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter betrachtet eine ganz besondere Freundschaft in den frühen Texten.
Ein großer Streit und eine harmonische Freundschaft
Der berühmteste Streit in den Suttas fand in der Stadt Kosambī statt und wurde wohl von einer Nichtigkeit ausgelöst. In den Suttas hören wir nur, dass er stattfand, aber der Vinaya berichtet uns mehr darüber. Am frappierendsten finde ich, wie die Streithähne Vermittlungsversuche des Buddha abweisen:
„Warte, Herr! Der Buddha, der Herr der Lehre, bleibe bitte untätig und verweile in seliger Meditation in diesem Leben. Wir werden für dieses Zanken, Streiten, Uneinssein und Aneinandergeraten bekannt sein.“
Mit anderen Worten: „Halte dich hier raus und störe uns nicht beim Zanken!“ 😲
Dieses Beispiel zeigt anschaulich, wie doch im Streiten und Rechthabenwollen eine Art von Faszination und Befriedigung liegt, die sogar mehr Anziehungskraft hat als die Persönlichkeit eines Buddha. Schließlich sind es die Laien, die als Erste wieder zur Vernunft kommen, wie wir aus dem Vinaya erfahren:
Dann dachten die Laienanhänger aus Kosambi: Diese Herren, die Mönche aus Kosambi, machen uns viel Unheil, von ihnen verärgert, ging der Erhabene fort. So laßt uns jetzt diese Herren, die Mönche aus Kosambi, nicht verehren, nicht entgegengehen, nicht mit zusammengelegten Händen grüßen und respektieren, nicht ehren, wertschätzen, hochschätzen, achten. Wenn sie kommen, wollen wir ihnen keine Almosenspeise reichen. Wenn diese, von uns nicht geehrt, wertgeschätzt, hochgeschätzt, geachtet, werden, werden sie ehrlos aufbrechen oder den Orden verlassen oder beim Erwachten sich versöhnen.
Nur über den Magen waren die Mönche offenbar zu erreichen, da sie kein Almosen mehr bekamen. Aber bis dahin waren es noch ein paar Monate …
Einstweilen gibt es für den Buddha, als er erkennt, dass er nichts ausrichten kann, keinen Grund, länger in Kosambī zu bleiben. Nachdem er einige beeindruckende Strophen aufgesagt hat, geht er allein weg.
Er besucht dann drei Mönche, die nicht weit von Kosambī in einem Park leben. Und das Erste, was er sie fragt, nachdem er sich nach ihrem Befinden erkundigt hat, ist:
„Ich hoffe, ihr lebt in Eintracht, mit gegenseitiger Wertschätzung, ohne Streit, mischt euch wie Milch und Wasser und betrachtet einander mit freundlichen Augen.“
Das ist ihm so wichtig!
Die drei Freunde bejahen diese Frage und berichten dann dem Buddha, wie sich ihr harmonisches Zusammenleben gestaltet, und schildern ihren Tagesablauf. Erst danach kommt der Buddha auf ihre Praxis zu sprechen und fragt, wie sie vorankommen.
Im Hauptteil des Sutta berichtet der Buddha, nachdem die Drei ihre Schwierigkeiten genannt haben, dass er selbst vor seinem Erwachen ganz ähnliche Probleme hatte, und schildert, wie er damit umging. Unter anderem führt er hier das wunderbare Gleichnis von der Wachtel an:
Wie wenn jemand eine Wachtel zu fest in seinen Händen hielte: Sie würde eben da sterben. Ebenso kam in mir übermäßige Energie auf …
Wie wenn jemand eine Wachtel zu lose in seinen Händen hielte: Sie würde ihm aus den Händen fliegen. Ebenso kam in mir übermäßig lasche Energie auf …
Gefragt ist, wie so oft, der goldene Mittelweg.
Lesen und hören Sie das gesamte Sutta MN 128.
In MN 31 erfahren wir, dass unsere drei Freunde von der Unterweisung des Buddha guten Gebrauch machen konnten, denn sie haben alle das Ziel ihres Bemühens erreicht. In Thag 2.18 nimmt der Ehrwürdige Kimbila Bezug auf die Zeit, die die Drei im Östlichen Bambuspark miteinander verbrachten, und hier finden wir auch den Ausdruck „Sakyer-Freunde“.
Die Suche nach dem inneren Licht
Bhikkhu Sujato ist bei seinen Recherchen zu Bezügen zwischen den Suttas und anderer zeitgenössischer Literatur aus der Zeit des Buddha auch in diesem Sutta-Zyklus über die drei Freunde fündig geworden. In seinem Essay „Die Sakyer-Freunde und ihr Licht“ beschreibt er gewisse Parallelen zu Bṛhadāraṇyaka-Upaniṣad 4.3, wo der König Janaka den Weisen Yājñavalkya über das innere Licht befragt. Auch unsere Sakyer-Freunde sind ja auf der Suche nach dem inneren Licht; aber das ist nicht der einzige Bezugspunkt.
Was Bhikkhu Sujato mit diesen Recherchen tut, ist, auf einem noch wenig erforschten Gebiet erste Landmarken einzuschlagen. Ich finde es faszinierend, sozusagen der Forschung der Buddhismuskunde beim Vortasten über die Schulter schauen zu können!
Und passend zum hereinbrechenden Frühling schließt auch dieser Newsletter wieder mit einer Strophe aus dem Dhammapada:
Wie eine herrliche Blume, die farbenfroh ist, aber nicht duftet, so bleibt wohl gesprochene Rede ohne Frucht für einen, der nicht danach handelt. Wie eine herrliche Blume, die farbenfroh ist und auch duftet, so ist wohl gesprochene Rede fruchtbar für einen, der danach handelt. Dhp 51-52
Neu auf Dhammaregen
Technische Neuerungen
Neben dem Wiedergabemodul am unteren Bildschirmrand finden Sie nun Wiedergabeschaltflächen auch in dem jeweils hervorgehobenen Segment eines Sutta. Außerdem können Sie da einen Link zum Segment kopieren, um zum Beispiel ein Zitat weiterzugeben.
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Essays hinzugefügt:
Bhikkhu Sujato: Die Sakyer-Freunde und ihr Licht —> zum Essay
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 34-37, MN 40-42, MN 45-46, MN 74
Übersicht über alle Übersetzungen
Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 5. April, 3. Mai und 7. Juni 2024, jeweils 18:30 – 20:00 h MESZ.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
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