Dhammaregen-Newsletter Juli 2023
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Dhammaregen packt seine Koffer zum Umzug, und in der Zwischenzeit gehen wir ein Stück Weg mit einem der bedeutendsten Laienschüler des Buddha, dem Hausbesitzer Anāthapiṇḍika.
Dhammaregen packt die Koffer
Noch ist es nicht so weit, und bis dahin steht noch Einiges an Arbeit an: Die neue Version von Dhammaregen beginnt aber langsam, Formen anzunehmen. Das ist gut, denn die alte kränkelt leider an der einen oder anderen Stelle. Die Unterstützung für die alte Technik im Internet bröckelt …
Dhammaregen wird technisch auf neue Füße gestellt, die den aktuellen Standards entsprechen und hoffentlich noch lange unterstützt werden. Außerdem wird es zu einer neuen Domain umziehen: https://dhammaregen.net. Das ist wesentlich einfacher zu merken als das bisherige https://dhammaregen.github.io/dhammaregen!
In einem früheren Newsletter wurden bereits die zu erwartenden Neuerungen beschrieben. Dhammaregen hat begonnen, seine Koffer zu packen, aber es ist schwer zu sagen, wie lange das dauern wird. Dieser Newsletter kommt noch von der alten Webseite, und vielleicht auch noch der nächste und der übernächste. Wir werden sehen!
Anāthapiṇḍika
In der Zwischenzeit widmen wir diesen Newsletter dem Hausbesitzer Anāthapiṇḍika.
Dieser große Laienschüler springt allein schon deshalb ins Auge, weil das Kloster, das er dem buddhistischen Orden gespendet hat, in vielen Texten erwähnt ist. Viele Suttas beginnen mit dieser Formel:
So habe ich es gehört: Einmal hielt sich der Buddha bei Sāvatthī in Jetas Wäldchen auf, dem Kloster des Anāthapiṇḍika.
Wie es zu dieser Spende kam, ist im 16. Khandhaka des Vinaya berichtet. Der Buddha verbrachte hier die meisten Regenzeiten seiner Lehrerlaufbahn, und viele Lehrreden wurden hier gesprochen.
Der Name Anāthapiṇḍika bedeutet „der den Bedürftigen zu Essen gibt“ und war bereits sein Beiname, bevor er dem Buddha begegnete. Er war berühmt für seine Großzügigkeit und wurde dafür auch vom Buddha gepriesen:
Der vorderste unter meinen Laienmännern, was Spenden betrifft, ist der Hausbesitzer Sudatta Anāthapiṇḍika. (AN 1.249).
Das Spenden ist ein großes Thema für den vermögenden Anāthapiṇḍika, und der Buddha spricht häufig mit ihm über das Geben oder über den Umgang mit Vermögen. Beispiele sind etwa AN 4.58, AN 4.61 oder AN 4.62. AN 10.91 eröffnet eine für uns wohl eher ungewohnte, sehr differenzierte Bewertung der verschiedenen Arten, Vermögen zu erwerben und zu gebrauchen:
AN 10.91:13.1 Betrachten wir den Genussmenschen, der mit unrechtmäßigen Mitteln und Zwang nach Vermögen trachtet und der sich damit selbst glücklich und froh macht, es aber nicht teilt und kein Verdienst schafft. Er verdient aus zwei Gründen Tadel und aus einem Grund Lob: Er trachtet mit unrechtmäßigen Mitteln und Zwang nach Vermögen – das ist der erste Grund für Tadel. Er macht sich damit selbst glücklich und froh – das ist der eine Grund für Lob. Er teilt es nicht und schafft kein Verdienst – das ist der zweite Grund für Tadel. Dieser Genussmensch verdient aus diesen zwei Gründen Tadel und aus diesem einen Grund Lob.
Wer hätte das gedacht?
Doch Anāthapiṇḍika beließ es nicht bloß beim Spendengeben. Er übte auch Meditation, wozu ihn der Buddha ausdrücklich ermutigte, und erlangte darin offenbar sehr tiefe Zustände.
AN 5.176:2.1 „Hausbesitzer, ihr habt den Saṅgha der Mönche und Nonnen mit Roben, Almosen, Unterkunft sowie Arznei und Krankenversorgung versorgt. Aber ihr solltet euch damit nicht zufriedengeben. Daher sollt ihr euch so schulen: ‚Wie können wir von Zeit zu Zeit in die Ekstase der Abgeschiedenheit eintreten und darin verweilen?‘ So sollt ihr euch schulen.“
Der Ehrwürdige Sāriputta führt diese kurze Anleitung des Buddha anschließend weiter aus.
In AN 5.179 spricht der Buddha zu Sāriputta über den ebenfalls anwesenden Anāthapiṇḍika und seine Freunde. Er nennt Dinge, die einem die Sicherheit geben, nicht mehr an einem schlechten Ort wiedergeboren zu werden. Dazu zählt einmal, dass solche Menschen die fünf Ethikregeln für Laien einhalten, und als zweites, dass sie
wann immer sie wollen, ohne Mühe und Not, die vier Zustände seliger Meditation in diesem Leben erlangen, die zum hohen Geist gehören.
Die Formulierung „Zustände seliger Meditation in diesem Leben, die zum hohen Geist gehören“ wird normalerweise für die vier Jhānas gebraucht. Hier aber werden diese Zustände als die Betrachtungen über den Buddha, den Dhamma und den Saṅgha und das sittliche Verhalten erklärt; das heißt, diese Betrachtungen können offenbar so kraftvoll werden, dass sie tatsächlich in tiefe Versenkung führen!
Aber Anāthapiṇḍika konnte auch den Dhamma erklären, was er in AN 10.93 gegenüber Wanderern anderer Konfessionen tut. Die Wanderer tragen ihre eigenen Ansichten vor, eine zu der Zeit wohl beliebte Zusammenstellung von zehn verschiedenen Behauptungen wie „Das Weltall ist ewig. Das allein ist die Wahrheit, alles andere ist Unsinn“, usw. Anāthapiṇḍika weist alle diese Ansichten mit Bezug auf das abhängige Entstehen zurück:
> AN 10.93:9.2 Ihr Herren, im Hinblick auf den Ehrwürdigen, der sagte: ‚Das Weltall ist ewig. Das allein ist die Wahrheit, alles andere ist Unsinn. Das ist meine Ansicht, Hausbesitzer‘ – diese Ansicht ist entweder aus seinem eigenen oberflächlichen Gebrauch des Geistes entstanden oder sie ist durch das bedingt, was jemand anders sagt. Somit ist diese Ansicht geschaffen, bedingt, ausgedacht, abhängig entstanden. Alles, was geschaffen, bedingt, ausgedacht und abhängig entstanden ist, ist unbeständig. Und was unbeständig ist, ist Leiden. Woran er haftet und sich festhält, ist einfach nur Leiden.
Seine eigene Ansicht erklärt Anāthapiṇḍika folgendermaßen:
„Ihr Herren, alles, was geschaffen, bedingt, ausgedacht und abhängig entstanden ist, ist unbeständig. Und was unbeständig ist, ist Leiden. Und was Leiden ist, das ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst. Das ist meine Ansicht, ihr Herren.“
Und er fügt hinzu:
„… Ich habe wahrhaftig mit rechter Weisheit klar gesehen: Was Leiden ist, das ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst. Und ich verstehe wahrhaftig das Entrinnen, das darüber hinausgeht.“
Damit lässt er die Wanderer sprachlos zurück und erntet vom Buddha viel Lob.
Wir haben bereits gesehen, dass der Ehrwürdige Sāriputta bei verschiedenen Gesprächen Anāthapiṇḍikas mit dem Buddha dabei ist. Tatsächlich ist dieser Mönch einer, zu dem Anāthapiṇḍika besonderes Vertrauen hat, wie wir noch sehen werden. Ihn bittet er in SN 55.26 zu sich, als er krank ist, und auch auf seinem Sterbebett wünscht er sich Sāriputta für seine letzte Begleitung, wie MN 143 berichtet.
Sāriputta fordert ihn auf, alles Ergreifen hinsichtlich der sechs Sinnesfelder, der sechs Elemente, der fünf Aggregate, der vier formlosen Zustände und alles Erdenklichen überhaupt aufzugeben, und es kommt am Ende des Vortrags zu dieser bewegenden Szene:
Auf diese Worte weinte Anāthapiṇḍika und brach in Tränen aus. Der Ehrwürdige Ānanda sagte zu ihm: „Brichst du zusammen, Hausbesitzer? Wirst du ohnmächtig, Hausbesitzer?“
„Nein, Ehrenwerter Ānanda. Aber ich habe lange Zeit dem Buddha und den geschätzten Mönchen und Nonnen meine Aufwartung gemacht, doch nie zuvor habe ich einen solchen Dhammavortrag gehört.“
„Hausbesitzer, es kommt uns nicht in den Sinn, den weiß gekleideten Laien einen solchen Dhammavortrag zu halten. Vielmehr unterweisen wir so die, die fortgezogen sind.“
„Nun, Ehrenwerter Sāriputta, lasst es euch in den Sinn kommen, einen solchen Dhammavortrag auch weiß gekleideten Laien zu halten! Es gibt ehrbare Menschen, die wenig Sand in den Augen haben. Sie werden verkümmern, weil sie die Lehre nicht gehört haben. Da werden Menschen sein, die die Lehre verstehen!“
Wir erfahren in MN 143 sogar, wie es mit Anāthapiṇḍika nach seinem Tod weitergeht: Er besucht den Buddha als Gott Anāthapiṇḍika und sagt dabei ein Gedicht auf. Darin drückt er seine Freude darüber aus, dass der Buddha und sein Saṅgha in dem von ihm gespendeten Kloster leben. Er schließt mit einem Preis des Ehrwürdigen Sāriputta:
Sāriputta ist voller Weisheit, voller Sittlichkeit und Frieden. Selbst ein Mönch, der hinübergelangt ist, kann ihm bestenfalls gleichkommen.
An dieser Strophe erkennt der Ehrwürdige Ānanda, dass es sich bei dem Gott um Anāthapiṇḍika gehandelt haben muss, „*denn der Hausbesitzer Anāthapiṇḍika war dem Ehrwürdigen Sāriputta ergeben*“.
Diese Episode findet man wortgleich auch in SN 2.20, wo man das Pali sogar von einer menschlichen Stimme hören kann: Gehen Sie zu den Dhammaregen-Einstellungen, wählen Sie bei den Lesestimmen für Pali „Bhante Sujato“ aus; und vielleicht nehmen Sie bei der Textgestaltung „zeige lokale Übersetzung“ aus der Auswahl heraus – ich persönlich finde es schöner, wenn der Pali-Vortrag hier nicht durch die Übersetzung unterbrochen wird (Bhantes Vortrag beginnt ab Segment sn2.20:0.3). 🙏
Neu auf Dhammaregen
Diesmal wurden lediglich Revisionen und Arbeiten an der neuen Dhammaregen-Seite durchgeführt.
Übersicht über alle Übersetzungen
Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 4. August, 1. September und 6. Oktober 2023, jeweils 18:30 – 20:00 h MEZ.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
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