Dhammaregen-Newsletter Juni 2022
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter hat die Aufnahme von der ersten Folge der Sutta-Erkundungen (weiter unten). Außerdem interessiert er sich für einen Stamm von Brahmanen, der ein etwas ambivalentes Verhältnis zum Buddha hat – mit vielen Happy Ends!
Es beginnt mit einem Ehestreit …
… und endet mit zehn Arahants. Heute wollen wir uns ein Kapitel im siebten Saṁyutta des Saṁyutta-Nikāya anschauen, das von Brahmanen handelt, und zwar von solchen aus dem Bhāradvāja-Stamm. Das ist ein Brahmanenstamm, der vielfach in den Suttas in den unterschiedlichsten Zusammenhängen erwähnt wird, sowohl unter Zeitgenossen des Buddha als auch in mythischer Vorzeit.
Im ersten Kapitel dieses siebten Saṁyutta begegnen uns nacheinander zehn Brahmanen dieses Stammes, die meist in einer sehr emotionalen Verfassung – nicht unbedingt positiver Tönung – den Buddha aufsuchen. In der Art, wie sie sich ihm gegenüber präsentieren, zeigen sich Überlegenheitsgefühle von Brahmanen und Vorbehalte gegen Angehörige anderer Kasten und Glaubensrichtungen, die uns öfter in den Suttas begegnen.
Es fängt damit an, dass der erste Bhāradvāja seine Frau Dhanañjānī, die, als sie stolpert, ihre Ehrerbietung für den Buddha zum Ausdruck bringt, wenig schmeichelhaft tituliert:
„Das ist ja schön! Beim kleinsten Anlass spuckt diese Asoziale Lob für diesen glatzköpfigen Asketen aus. Auf der Stelle, du Asoziale, gehe ich jetzt und widerlege die Doktrin deines Lehrers!“
„Brahmane, ich sehe niemanden in dieser Welt mit ihren Göttern, Māras und Brahmās, unter dieser Bevölkerung mit ihren Asketen und Brahmanen, Göttern und Menschen – ich sehe niemanden, der die Doktrin des Gesegneten, des Vollendeten, des vollkommen erwachten Buddha widerlegen könnte. Aber dennoch solltest du gehen. Wenn du hingegangen bist, wirst du verstehen.“
Und sie wird Recht behalten.
Der zweite Bhāradvāja, der den vielsagenden Beinamen „der Ruppige“ trägt, hört nun, dass der erste unter dem Buddha Mönch geworden ist, und das gefällt ihm gar nicht. Doch der Buddha ist an den Beleidigungen, die er ihm anzubieten hat, nicht interessiert:
„Was denkst du, Brahmane? Gibt es noch Freunde und Kollegen, Verwandte, Sippenangehörige und Gäste, die dich besuchen kommen?“
„Manchmal kommt das vor, Meister Gotama.“
„Bewirtest du sie dann mit einer Auswahl an Speisen und Leckereien?“
„Manchmal tue ich das.“
„Aber wenn sie sie nicht nehmen, Brahmane, wem gehören sie dann?“
„In diesem Fall gehören sie immer noch mir.“
„Ebenso, Brahmane, nehmen wir, wenn du uns beschimpfst, beleidigst und mit ruppigen, harten Worten angreifst, die wir selbst nicht beschimpfen, beleidigen oder angreifen, dies nicht an. Es gehört immer noch dir, Brahmane, es gehört immer noch dir!
Man beachte, dass „der Ruppige“ am Ende seinen Beinamen verliert.
Der nächste, ein wahrer „Teufel“, lässt sich über die Tugend der Geduld belehren, und auf ihn folgt der „Bittere“, der seinen Vorwurf stumm zum Ausdruck bringt und über die karmische Wirkung seines Handelns unterwiesen wird.
Als nächstes kommt „der Gutmütige“, der seine Gutmütigkeit zur Schau trägt. Ihm erklärt der Buddha, wie man wirklich gutmütig ist:
SN 7.5:2.1-6 „Wenn du wirklich wärst, wie dein Name sagt, dann wärst du ein Gutmütiger. Aber ein wahrhaft gutmütiger Mensch tut nichts Verletzendes mit dem Körper, der Sprache oder dem Geist; er verletzt niemand anderen.“
Schließlich scheint es sich in der Bhāradvāja-Familie herumgesprochen zu haben, dass man beim Buddha überzeugende Antworten bekommt. Der Vetter mit den Filzhaaren, einer Frisur, mit der er sich als brahmanischer Asket ausweist, will es wissen:
SN 7.6:2.1-4 „Innen verfilzt, außen verfilzt: Diese Menschen sind in Filzgeflechten verfilzt. Das frage ich dich, Gotama: Wer kann dieses Filzgeflecht entflechten?“
Diese Strophe erlangte dadurch Berühmtheit, dass sie im Visuddhimagga, dem „Weg zur Reinheit“, einer kommentariellen Abhandlung, eine zentrale Rolle erhielt. Und in unserem Sutta bleibt der Buddha natürlich die Antwort nicht schuldig.
Wir treffen noch einen „reinen“ Bhāradvāja, zwei Feueranbeter und einen, der von vielerlei Arten des Unglücks geplagt ist. Allen zehn Protagonisten dieses Kapitels gelingt es, sich den Worten des Buddha zu öffnen, wofür sie mit dem Erwachen belohnt werden.
Ein bemerkenswertes Phänomen begegnet uns noch im Zusammenhang mit einem brahmanischen Opferritual, unter anderem bei Bhāradvāja von Sundarika, der Feueropfer darbringt. Speisen, die diesem Ritual unterzogen wurden, werden anschließend dem Buddha angeboten, der sie zurückweist. (Siehe auch Bhante Sujatos Aufsatz dazu sowie seine Frage zu dem verwandten brahmanischen Aussaatritual, von dem im folgenden Kapitel berichtet wird.)
SN 7.9:7.1-4 „Speise, die mit einem Zauber besungen ist, ist für mich nicht zu genießen. Das ist nicht der Grundsatz derer, die sehen, Brahmane. Die Buddhas weisen Dinge zurück, die mit einem Zauber besungen sind. Da das ein Naturgesetz ist, Brahmane, leben sie so. …“
Und als der Brahmane anschließend sein Opfer in einem Gewässer ohne Lebewesen entsorgen will, bekommt er einen ordentlichen Schrecken:
Und als diese Reste ins Wasser geworfen wurden, zischten und brodelten, dampften und rauchten sie. Wie eine Eisenpfanne, die den ganzen Tag erhitzt wurde: Wenn man sie ins Wasser legen würde, würde sie zischen und brodeln, dampfen und rauchen. Ebenso zischten und brodelten, dampften und rauchten diese Reste, als sie ins Wasser geworfen wurden.
Da war der Brahmane Bhāradvāja von Sundarika erschüttert und die Haare standen ihm zu Berge.
Namensregister auf SuttaCentral
Das Namensregister von SuttaCentral liegt jetzt auch in deutscher Übersetzung vor.
Sutta-Erkundungen
Am 3. Juni 2022 fand die erste Folge der Sutta-Erkundungen mit Santacitta Bhikkhuni und Sabbamitta Silashin statt.
Bei Interesse an den weiteren Folgen senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann zu den künftigen Sitzungen eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
Neu auf Dhammaregen
Grundsätze für die Übersetzung
Diese Zusammenstellung einiger Grundsätze für die Übersetzung von Ajahn Brahmali stellt für mich eine wichtige Orientierungshilfe bei meiner Arbeit dar, die ich gerne allgemein zugänglich machen möchte. Zum Aufsatz
FBT-Seite ReadingFaithfully
mit Sutta-Zufallsgenerator
Die Webseite ReadingFaithfully hat verschiedene kleine Apps (in englischer Sprache) entwickelt, die beim Studium der Suttas hilfreich sein können. Darunter ist dieser Zufallsgenerator für die Auswahl von Suttas, den es auch in deutscher Sprache gibt. Jetzt auf Dhammaregen.
Neue Sutta-Übersetzungen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
SN 7.3-22, SN 8.1-7, SN 10.12
Ud 5.6-10, Ud 6.3-10, Ud 7.1-5, Ud 7.7-10, Ud 8.1-4, Ud 8.7-10; damit ist das Udāna vollständig.
Snp 1.4, Snp 1.10
Übersicht über alle Übersetzungen
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