Dhammaregen-Newsletter März 2025
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter besucht einen Prinzen in seinem … na, was ist es nun? … und hat einen speziellen Raum für Nonnen geschaffen, in dem wir leider nicht nur erfreuliche Geschichten finden.
Ein Pfahlbau-Langhaus
Die Lehrrede MN 85 stellte eine weitere Gelegenheit dar, bei der der Buddha über seine Praxis vor dem Erwachen berichtet. Diesbezüglich reiht sie sich zu weiteren Reden in der Mittleren Sammlung ein. Heute wollen wir unser Augenmerk aber einmal auf einen eher nebensächlichen Punkt richten, der dennoch von Interesse ist.
Die Lehrrede beginnt mit der Feststellung, dass für den Prinzen Bodhi ein neues pāsāda erbaut worden ist. Was genau ist das für ein Gebäude? Die Ehrwürdigen Mettiko und Nyānatiloka, Wilhelm Geiger sowie das Team Kusalagnana, Maithrimurthi und Trätow übersetzen mit „Palast“, der Ehrwürdige Nyanaponika hat ein „großes Gebäude“, Franke den „Söller eines Hauses“, Hellmuth Hecker sowie Ekkehard Saß eine „Terrasse“ und Karl Seidenstücker ein „Parkhaus“ (sicherlich nicht von der Art, in der Autos geparkt werden). In englischsprachigen Übersetzungen finden wir meist „palace“ (Palast) oder „mansion“ (Villa).
Ajahn Brahmali hat sich vor einigen Jahren über dieses Wort Gedanken gemacht, und Mehr von Dhammaregen hat seinen Aufsatz nun in deutscher Übersetzung. Darin legt er überzeugend dar, dass es sich bei einem pāsāda um ein Bauwerk handelt, das über eine Leiter oder eine Treppe zugänglich ist und unter dem freier Platz vorhanden ist – also, wie es scheint, ein Pfahlbauwerk. Und mit Bhante Sujatos Anmerkung, dass Langhäuser auf Pfählen in vielen Gegenden der Welt gebräuchlich waren und in einigen Gegenden Asiens bis heute noch sind, kommen wir zu einem Pfahlbau-Langhaus. Dieses kann eine große Bandbreite von einfach bis stattlich umfassen und somit sowohl Mönchen und Nonnen als auch einem Prinzen angemessen sein, auch wenn es nicht ganz dem entspricht, was man sich gewöhnlich unter einem „Palast“ vorstellt.
Auch der Buddha besaß als Laie vor seinem Erwachen drei pāsādas, wie in mehreren Suttas erwähnt. Waren das nun Paläste oder Pfahlbau-Langhäuser ?
Fragen wir uns, warum so ein scheinbar nebensächlicher Punkt von Bedeutung sein soll, so finden wir dazu in Ajahn Brahmalis Schlussabschnitt:
Hat all das irgendeine Bedeutung? Es vermittelt uns ein realistischeres Bild vom Leben des künftigen Buddha, ein Bild, das besser zu den bekannten Fakten wie etwa archäologischen Funden passt. Es ist so schwer, sich dem Griff der nachkanonischen Übertreibungen und der Neigung, den Buddha auf überzogene Art zu verherrlichen, zu entziehen. Solche Verherrlichung führt dazu, uns vom historischen Buddha zu entfernen und ihn zu einer fiktiven Figur zu machen. Sobald der Buddha fiktiv und unrealistisch dargestellt wird, wird es viel schwieriger, sich mit ihm als Menschen zu identifizieren, und seine Vorbildfunktion für uns wird dadurch geschwächt. Um den größtmöglichen Gewinn aus den Lehren des Buddha ziehen zu können, ist es wichtig, denke ich, dass wir von ihm ein möglichst realistisches Bild haben. „Pfahlbau“ anstelle von „Palast“ ist ein kleiner, doch nicht unbedeutender Beitrag zu diesem Ziel.
Nachdem der Buddha dann im Hauptteil des Sutta dem Prinzen Bodhi dargelegt hat, durch welche Erfahrungen er seine Meinung darüber, ob Schmerz zu Glück führt, geändert hat, finden wir am Ende eine kleine besondere Szene, die sich um das Zufluchtnehmen dreht.
Wir alle kennen die gebräuchliche Formel, mit der wir zum ersten, zum zweiten und zum dritten Mal zum Buddha, zur Lehre und zum Saṅgha Zuflucht nehmen. Hier finden wir einen Fall, wo die ersten beiden Male nicht von der betreffenden Person selbst gesprochen wurden, sondern stellvertretend für sie. Der Prinz Bodhi erklärt:
Da ging meine hochschwangere Frau Mutter zum Buddha, verbeugte sich und sagte zu ihm: ‚Herr, der Prinz oder die Prinzessin in meinem Leib nimmt Zuflucht zum Buddha, zur Lehre und zum Saṅgha der Mönche und Nonnen. Von diesem Tag an soll der Buddha mein Kind als Laienschüler in Erinnerung behalten, der für sein ganzes Leben Zuflucht genommen hat.‘
Und später geschieht das Gleiche mit dem Kindermädchen, das den Prinzen als Kleinkind auf dem Arm hat. Erst beim dritten Mal drückt Prinz Bodhi seine Zuflucht persönlich dem Buddha gegenüber aus.
Nonnen im Buddhismus
Der Buddha richtete sowohl einen Orden für Mönche als auch für Nonnen ein, das geht aus den frühen Texten eindeutig hervor. Aus späteren Texten wissen wir, dass Nonnen auch nach dem Tod des Buddha in Indien eine einflussreiche Rolle spielten. Auch als der Buddhismus sich außerhalb Indiens ausbreitete, waren Nonnen beteiligt. So berichtet etwa die Überlieferung, dass die Ehrwürdige Saṅghamittā zusammen mit ihrem Bruder Mahinda die Buddhalehre in Sri Lanka einführte, und sie war insbesondere die, die einen Sämling des Bodhi-Baumes nach Sri Lanka brachte, wo dieser bis heute große Verehrung erfährt. Von Sri Lanka aus breitete sich der Nonnenorden unter anderem bis nach China aus.
Vor etwa tausend Jahren starb in den meisten buddhistischen Ländern der Nonnenorden aus, und eine systematische Wiederbelebung ließ lange auf sich warten. Ohne in die Einzelheiten dieser Entwicklung zu gehen, sei hier nur gesagt, dass die jüngsten Bemühungen um eine solche Wiederbelebung bis heute vielerorts auf große Schwierigkeiten und Widerstände stoßen.
Dhammaregen hat jetzt eine neue Rubrik eigens für Themen, die buddhistische Nonnen betreffen. Dort finden Sie die Lebensgeschichte der Ehrwürdigen Ayyā Mie Vimalā, die Bhikkhu Bodhi nach ihrem Tod in einer Gedenkschrift gewürdigt hat, und außerdem die Geschichte Saccavadis, einer Ex-Nonne, die in ihrem Heimatland Myanmar schlimme Erfahrungen machen musste. Sich zur Bhikkhuni (zur voll ordinierten Nonne) ordinieren zu lassen, gilt dort als ein Verbrechen!
Der Dhammaregen-Newsletter schließt heute mit dem Gedicht einer Nonne, die die Chance bekam, ihrer Berufung zu folgen, der Ehrwürdigen Uttamā (Thig 3.3):
Von den sieben Faktoren des Erwachens,
dem Weg, der zum Erlöschen führt,
habe ich alle entwickelt,
geradeso wie vom Buddha gelehrt.Ich erlange die Meditation über Leerheit
und Merkmalslosigkeit, wann immer ich will.
Ich bin eine rechtmäßige Tochter des Buddha,
die sich stets am Erlöschen freut.Alle Sinnenfreuden sind abgeschnitten,
himmlische und auch menschliche.
Das Umherwandern durch Geburten ist beendet,
künftige Leben wird es jetzt nicht mehr geben.
🔸 Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Wiki-Beiträge hinzugefügt:
Rubrik „Buddhistische Nonnen“: zum Inhaltsverzeichnis
Artikel „Was ist ein Pāsāda?“ von Bhikkhu Brahmali: zum Artikel
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 83-85
Übersicht über alle Übersetzungen
🔸 Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 7. März, 4. April und 2. Mai 2025 jeweils 18:30 – 20:00 h ME(S)Z.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
🔸 Geleitete Meditation
Für die iSangha-Gruppe des Klosters Tilorien wird von Silashin Sabbamitta am zweiten Dienstag jeden Monats eine angeleitete Meditation in deutscher Sprache angeboten. Der nächste Termin ist der 11. März 2025 von 18:00 bis 19:00 Uhr MEZ. Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com, damit Sie in den Verteiler aufgenommen werden und die Zoom-Zugangsdaten erhalten können.
🔸 Newsletter-Empfang
Wenn Sie in Zukunft unsere Nachrichten empfangen möchten, melden Sie sich mit einer formlosen Email an dhammaregen@gmail.com zum Newsletter an. Wenn Sie die Nachrichten nicht mehr empfangen möchten, senden Sie eine Email, um sich abzumelden.
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