Dhammaregen-Newsletter Februar 2024
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter hat ein hübsches neues „Spielzeug“ für das Suttastudium (siehe unten). Er befasst sich erneut mit einem Mönchsanwärter, der vor seiner Ordination große Schwierigkeiten überwinden muss und anschließend als hervorragender Dhammalehrer auftritt. Und er traut sich zu einem Besuch ins Casino!
Aus Vertrauen
Raṭṭhapāla ist ein junger Mann, der vom Hören eines Vortrags des Buddha so beeindruckt ist, dass er gleich um Ordination bittet. Doch der Buddha ist vorsichtig und fragt erst, ob er auch die Einwilligung seiner Eltern habe. Raṭṭhapāla denkt, es sei eine bloße Formsache, diese zu bekommen, doch da irrt er sich!
Seine Entschlossenheit, Mönch zu werden, ist allerdings so groß, dass er sogar vor einem Hungerstreik nicht zurückschreckt; und das wiederum hätten die Eltern nicht erwartet. Schließlich geben sie widerstrebend nach, da sie erkennen, dass sie ihren Sohn im anderen Fall ganz verlieren würden.
Raṭṭhapāla wird in AN 1.210 vom Buddha als der Vorderste seiner Mönchsschüler gepriesen, die aus Vertrauen fortzogen, und sein Wunsch, Mönch zu werden, war in der Tat ebenso prompt wie unerschütterlich.
Sein Vertrauen trägt ihn so weit, dass er bald das Ziel der Schulung erreicht und ein Vollendeter wird. Er besucht daraufhin seine Eltern, um das Versprechen einzulösen, das er ihnen gegeben hat, und sie versuchen selbst jetzt mit allen Mitteln, ihm sozusagen die Robe abzunehmen. Ein Vollendeter kann zwar durch nichts dazu bewogen werden, wieder ein weltliches Leben zu führen, aber Raṭṭhapāla muss zu drastischen Mitteln greifen, um sich durchzusetzen, und er sagt zu seinem Vater:
„Wenn du auf meinen Rat hören würdest, würdest du diesen Haufen Gold auf einen Karren laden und wegfahren lassen, um ihn in der Mitte des Ganges zu versenken. Und warum? Weil er dir nichts als Kummer, Klage, Schmerz, Traurigkeit und Bedrängnis bringen wird.“
Er verabschiedet sich mit einem Gedicht über die abstoßende Natur des Körpers, das mit den Worten schließt:
Der Jäger legte die Schlinge aus, doch der Hirsch sprang nicht in die Falle. Ich habe den Köder gegessen, und nun gehe ich, lasse den Fallensteller jammernd zurück.
Ein trauriger Abschied von den Eltern.
Doch im letzten Teil des Sutta begegnet Raṭṭhapāla dem König Koravya, der offenbar eine Haltung einnimmt, die der seiner Eltern ganz entgegengesetzt ist. Der König hatte bereits eine hohe Meinung von Raṭṭhapāla, bevor er ihn traf, und als er hört, der Mönch sitze nun in seinem Park und meditiere, sagt er sein Unterhaltungsprogramm für den Tag ab und verzichtet sogar auf sein Mittagessen, da er es offenbar als besser ansieht, einem ernsthaft praktizierenden Mönch seine Aufwartung zu machen.
Und er wird mit einer Unterweisung belohnt, die, obwohl sie von dem in den Suttas allgegenwärtigen Thema der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit handelt, doch in der Art ihrer Darbietung einzigartig ist.
Lesen und hören Sie MN 82.
Ähnlich wie beim Ehrwürdigen Soṇa, der ebenfalls auf dem Weg zur Ordination allerhand Hindernisse – ganz anderer Art – zu überwinden hatte, so führte auch Raṭṭhapālas Geschichte, wenn auch indirekt, zum Niederlegen einer Vinaya-Regel. Ein ganz ähnlicher Vorfall wird nämlich im Vinaya über den Mönch Sudinna erzählt, und es ist gut möglich, dass Raṭṭhapālas Geschichte hier als Quelle diente. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass Sudinna so unvorsichtig ist, seine Eltern zu besuchen, bevor er ein Vollendeter ist. Und da schafft er es nicht, dem Drängen der Familie zu widerstehen, und willigt ein, zumindest für einen Erben zu sorgen, indem er mit seiner früheren Frau Geschlechtsverkehr hat. Der Buddha nimmt den Vorfall zum Anlass, zum ersten Mal überhaupt eine Regel für Ordinierte festzulegen: nämlich, dass Mönche und Nonnen keinen Geschlechtsverkehr haben sollen.
(Leider liegt dieser Text nicht in deutscher Übersetzung vor; hier die englische Übersetzung von Ajahn Brahmali.)
Ist Glück berechenbar?
Gehen wir noch einmal zur letzten Zeile des Raṭṭhapālasutta zurück. Auch der Abschnitt mit dem König Koravya schließt wieder mit einer Reihe Strophen (die sich übrigens alle in Raṭṭhapālas Theragāthā, Thag 16.4, wiederfinden).
Wir greifen hier nun ein Wort auf, das einige Male im Kanon vorkommt: „unfehlbar“, Pali apaṇṇaka. Es ist auch der Titel eines ganzen Sutta, MN 60.
Raṭṭhapāla ist der Meinung, das Asketenleben sei „unfehlbar“ besser als das Weltleben, und in MN 60 erklärt der Buddha eine „unfehlbare“ Lehre. Die Übersetzung „unfehlbar“ für apaṇṇaka habe ich von Bhikkhu Sujato übernommen, der seine Wahl in einem Essay erklärt.
Und dazu besuchen wir jetzt das Casino!
Denn apaṇṇaka ist offenbar aus der Welt des Würfelspiels übernommen, das in der vedischen bzw. brahmanischen Kultur eine große Rolle spielte. Spielsucht ist also kein modernes Phänomen, ebenso wenig natürlich wie Schummeln oder Falschspiel.
Lesen Sie Bhikkhu Sujatos Essay zum Thema, und tauchen Sie mit MN 60 in die Welt des Würfelns ein; lesen und hören Sie, wie der Buddha den Umgang mit dem Zufall neu interpretiert.
Technische Neuerung auf Dhammaregen: Graphen zur Vernetzung der Suttas
Wie Sie vielleicht schon festgestellt haben, verwendet Dhammaregen bestimmte Schlüsselbegriffe, aus denen zum Beispiel einer ausgewählt wird, wenn Sie auf die SUCH MIR ETWAS AUS!-Schaltfläche klicken. Der Schlüsselbegriff wird mitsamt den Suttas, in denen er vorkommt, auf einer Suchkarte angezeigt, und Sie können eins oder mehrere der Suttas studieren, vergleichen, sich davon inspirieren lassen …
Sie begegnen den Schlüsselbegriffen auch, wenn Sie ein bestimmtes Sutta lesen. So wie Sie sich von Segment zu Segment weiterbewegen (z. B. mit der "Pfeil-nach-unten"-Taste), werden Schlüsselbegriffe, die dort vorkommen, hervorgehoben und können angeklickt werden. Auch dieser Klick öffnet eine Suchkarte, die den Schlüsselbegriff zusammen mit den dazugehörigen Suttas zeigt. Damit wird ein vergleichendes, themenbezogenes Suttastudium ermöglicht.
Karl Lew, der Programmierer hinter Dhammaregen, hat nun einen neuen Kartentyp eingeführt, die Graphenkarte, auf der die Beziehungen eines Sutta mit seinen „Verwandten“, d. h. Suttas, in denen die gleichen Schlüsselbegriffe vorkommen, graphisch dargestellt sind.
Sehen Sie hier zum Beispiel die Graphenkarte zu MN 44:
Der große Knoten in der Mitte ist MN 44, die blauen Knoten sind die Schlüsselbegriffe, und darum herum sind weitere Suttas gruppiert, in denen der jeweilige Schlüsselbegriff ebenfalls vorkommt.
Die „echte“ Graphenkarte (nicht, wie hier, ein Bildschirmfoto) können Sie öffnen, indem Sie auf das Graph-Symbol
in der rechten oberen Ecke einer Suttakarte klicken. Maushover zeigt Ihnen den Text der Schlüsselbegriffe bzw. die Kennziffern der Suttas.
Viel Spaß beim Erkunden und Experimentieren!
Und der Newsletter schließt wieder mit einem Zitat aus dem Dhammapāda:
„Man hat mich beschimpft, man hat mich geschlagen! Man hat mich bezwungen, man hat mich beraubt!“ Für die, die so hadern, hört der Hass niemals auf. „Man hat mich beschimpft, man hat mich geschlagen! Man hat mich bezwungen, man hat mich beraubt!“ Für die, die nicht so hadern, hat der Hass ein Ende. Denn niemals wird Hass durch Hass beigelegt, durch Liebe nur wird er beigelegt: Das ist eine ewige Wahrheit
Wann werden wir endlich verstehen, dass wir mit Hass keinen Frieden finden werden?
Neu auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Essays hinzugefügt:
Wie man beim Glücksspiel unfehlbar gewinnt – zum Essay
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 1, MN 5-6, MN 9, MN 82, MN 113, MN 122, MN 131-134
Übersicht über alle Übersetzungen
Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 2. Februar, 1. März und 5. April 2024, jeweils 18:30 – 20:00 h MEZ.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
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