Dhammaregen-Newsletter September 2024
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter wendet sich einer weniger bekannten Persönlichkeit zu, einer Prinzessin mit Namen Sumanā. Und er stellt eine neue Infoseite über den Palikanon vor.
Die Prinzessin Sumanā
Es gibt manche Persönlichkeiten in den Suttas, die nur am Rand auftauchen und daher im allgemeinen Bewusstsein nur wenig wahrgenommen werden, die aber dennoch großen spirituellen Tiefgang besitzen und mehr Aufmerksamkeit verdienen. Eine solche Persönlichkeit ist eine Frau, die unter dem Namen „Prinzessin Sumanā“ erwähnt wird.
Nachdem das ihr gewidmete Sutta im Fünferbuch der Nummerierten Sammlung im letzten Newsletter genannt wurde, wurde ich neugierig, wer sie ist und was wir noch über sie erfahren können. Aus den Suttas offenbar nicht viel; doch die Kommentare zu verschiedenen Sammlungen berichten uns mehr über sie, und der Ehrwürdige Piya Tan hat alle über sie verfügbare Information hier zusammengetragen (PDF zum Herunterladen, 213 Kb; englisch).
Wir erfahren, dass sie eine Schwester des Königs Pasenadi von Kosala ist, dem hier bereits ein früherer Newsletter gewidmet war. Sie begleitete offenbar ihren Bruder bei verschiedenen Besuchen, die dieser dem Buddha abstatte. Sie soll bereits als Kind bei ihrer allerersten Begegnung mit dem Buddha in den Strom eingetreten sein und früh den Wunsch entwickelt haben, Nonne zu werden. Dieses Vorhaben schob sie aber auf bis zum Tod ihrer Großmutter, die sie betreute.
Die Großmutter starb im biblischen Alter von 120 Jahren, wie wir aus den Verbundenen Lehrreden, SN 3.22 erfahren, wo Pasenadi untröstlich über diesen Verlust den Buddha aufsucht. Laut Kommentar war bei diesem Besuch auch Sumanā zugegen, und mit der Unterweisung, die der Buddha ihnen bei dieser Gelegenheit gab, erlangte sie die Stufe der Nichtwiederkehr. Sie war also in spiritueller Hinsicht ihrem Bruder weit voraus.
Doch wenden wir uns nun ihrer eigenen Lehrrede zu, Aṅguttara-Nikāya 5.31. Es ist ein interessanter Text, in dem sie den Buddha über den Unterschied befragt zwischen einem spendenfreudigen Menschen und einem, der seinen Besitz lieber für sich behält.
„Herr, angenommen, da wären zwei Schüler, die in Bezug auf Vertrauen, sittliches Verhalten und Weisheit gleich wären. Einer gäbe Spenden, der andere nicht. Wenn ihr Körper auseinanderbricht, nach dem Tod, würden sie an einem guten Ort wiedergeboren, in einer himmlischen Welt. Wenn sie dann Götter geworden sind, gäbe es da einen Unterschied oder eine Abweichung zwischen ihnen?“
Die gleiche Frage wiederholt sie dann für den Fall, dass diese Personen nach dem Götterdasein wieder Menschen werden, dass sie aus dem Haus fortziehen und die Ordination nehmen, und schließlich auch für den Fall, dass sie die Vollendung erlangen.
Lesen und hören Sie die Antworten des Buddha in Nummerierte Lehrreden, AN 5.31.
Und Sumanās Ordination? Ja, nach dem Tod der Großmutter zog sie von zu Hause fort und wurde, selbst nun in fortgeschrittenem Alter, Nonne. Ihr Therīgāthā-Gedicht spricht von dem Frieden, den sie am Ende fand:
Schlafe sanft, alte Dame, in das Tuch gehüllt, das du selbst genäht hast. Dein Begehren ist besänftigt; du bist abgekühlt und verloschen. Strophen der altehrwürdigen Nonnen, Thig 1.16
Der Palikanon, dieser unüberschaubare Dschungel
Vor allem Menschen, die neu zu den Suttas kommen, tun sich schwer, sich im Palikanon zu orientieren oder sich auch nur ein Bild zu machen von seinem Umfang. Das ist nicht verwunderlich, da der Kanon erstens riesig ist und zweitens keinem Ordnungsprinzip folgt, das uns aus unserem Alltag vertraut wäre. Die Zusammenstellung der Texte in den Sammlungen erscheint vielfach chaotisch und ohne jedes erkennbare System.
Das ist vor allem im Korb der Lehrreden so, dem Suttapiṭaka. Warum fangen sowohl die Sammlung der Langen als auch die der Mittleren Lehrreden mit einem Sutta an, das an Schwierigkeit kaum zu überbieten ist? Wieso sind die Lehrreden nicht in der Reihenfolge geordnet, in der sie gesprochen wurden? Solche und ähnliche Fragen werden häufig gestellt.
Wenn wir auch nicht alle diese Fragen beantworten können, so hat Dhammaregen jetzt immerhin eine Infoseite, die einen kleinen Überblick über die Struktur des Kanon vermittelt.
Der Dhammaregen-Newsletter verfolgt die Mission, die Inhalte des Kanon in kleinen, verdaulichen Portionen zu präsentieren, sodass Interessierte sich in übersichtlichen Häppchen mit der Lehre des Buddha vertraut machen können. In diesem Sinn schließen wir für heute wieder mit einer Strophe aus dem Dhammapada:
Denke nicht leichtfertig über das Gute, es käme nicht zu dir zurück. Tropfen für Tropfen füllt sich der Kelch mit Wasser; der Weise füllt sich mit Gutem, das er Stück für Stück anhäuft. Dhammasprüche, Dhp 122
Füllen wir uns also Stück für Stück mit neuen Erkenntnissen und einem besseren Verständnis der Lehre des Buddha!
Neues auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Informationsseiten hinzugefügt:
Der Palikanon: zur Seite
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 75
Übersicht über alle Übersetzungen
Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 6. September, 4. Oktober und 1. November 2024 jeweils 18:30 – 20:00 h ME(S)Z.
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