Dhammaregen-Newsletter Oktober 2024
Neues rund um Dhammaregen und frühe buddhistische Texte
Der heutige Newsletter beleuchtet, inwiefern Großzügigkeit zu spirituellem Fortschritt führt, und besucht eine Frau, die diesen Zusammenhang gut verstanden hat. Außerdem begibt er sich in die Welt der Jātakas, wo er interessante kleine Funde macht. Und nicht zuletzt hat er die Termine für Bhante Sujatos Besuch in Deutschland.
Wozu ist Großzügigkeit gut?
Eine Laienschülerin, die wegen ihrer Großzügigkeit vom Buddha besonders gepriesen wird, ist Visākhā, die Mutter Migāras. Von ihr heißt es, dass sie viele Kinder und Enkelkinder hat, aber Migāra, der zu einem Teil ihres Namens geworden ist, ist nicht ihr Sohn, sondern ihr Schwiegervater. Sie wurde nach ihrer Hochzeit zu seiner „Dhamma-Mutter“, indem sie ihm half, Vertrauen zum Buddha zu fassen, und ihm die Freude vermittelte, die es bereiten kann, wenn man Mönche und Nonnen großzügig unterstützt. So konnte er schließlich seinen Geiz überwinden, der das Herz eng und beklommen macht.
Ähnlich wie Anāthapiṇḍika begegnet uns Visākhā in der Einleitung zu manchen Suttas, da auch sie als wohlhabende Person dem Saṅgha ein Kloster gespendet hat, in dem der Buddha etliche Lehrreden hält:
Einmal hielt sich der Buddha bei Sāvatthī im Ostkloster auf, im Pfahlhaus der Mutter Migāras.
In diesem Kloster hat sie eines Tages auch eine lange Unterredung mit dem Buddha, in der es um das Einhalten des Besinnungstages geht. AN 3.70 ist wohl die ausführlichste Lehrrede zu diesem Thema im gesamten Kanon.
Ein anderer Anlass, aus dem sie den Buddha aufsucht, ist der Tod einer Enkelin. In Ud 8.8 verdeutlicht der Buddha auf eindrucksvolle Weise, wozu es führt, wenn man sehr viele geliebte Angehörige hat, und hilft ihr so über ihren Kummer hinweg.
Bei wieder einer anderen Gelegenheit bittet Visākhā den Buddha um die Erlaubnis, für alle Mönche und Nonnen, die nach Sāvatthī kommen, bestimmte Dinge spenden zu dürfen:
„Ich wünsche, Verehrungswürdiger, solange ich lebe, dem Sangha Kleidung für die Regenzeit zu geben, Gastessen zu geben, Reiseproviant zu geben, Krankenspeise zu geben, Krankenpflegerspeise zu geben, Medizin zu geben, ständig Reisschleim zu geben, dem Nonnen-Sangha Badekleidung zu geben.“
Vom Buddha befragt, warum sie das wünscht, antwortet sie:
„Jetzt, Verehrungswürdiger, werden aus (allen) Richtungen Mönche nach Sāvatthi kommen, die die Regenzeit verbracht haben, um den Erhabenen zu sehen. Jene werden zum Erhabenen gekommen (ihn) fragen: ‚Der so und so genannte Mönch, Erhabener, ist gestorben. Zu welcher Existenz wird er nach dem Tode wiederkehren?‘ Dann wird der Erhabene die Frucht des Stromeintritts, die Frucht der Einmalwiederkehr, die Frucht der Nichtwiederkehr, die Frucht der Heiligkeit erklären. Zu (anderen Mönchen) hingegangen werde ich fragen: ‚Bist du, Verehrungswürdiger, vorher mit jenen Meistern (Verstorbenen) in Sāvatthi gewesen?‘
Wenn sie mir sagen ‚jener Mönch ist vorher in Sāvatthi gewesen‘, komme ich zu dem Schluß: Genossen haben jene Meister Regenzeitstoff, Gastspeise, Reiseproviant, Krankenspeise, Medizin, ständig Reisschleim. Wenn ich daran denke, wird mir der Sinn froh, der der Sinn froh ist, die wird freudig, der Freudigen wird der Körper ruhig, die Körperruhige wird glücklich, der Glückempfindenden wird die Gemütsverfassung gesammelt. So pflege ich die Fähigkeiten, die Kräfte, die Erleuchtungsglieder. Diese Vorteile sehend, äußerte ich zum Vollendeten diese acht Wünsche.“
Woraus wir sehen können, dass das Wichtigste bei einer guten Tat nicht unbedingt die gute Tat selbst ist, sondern die Freude, die wir daraus gewinnen, die die erste Stufe auf einer Leiter von Glücksgefühlen darstellt, die direkt in die tiefe Meditation hineinführt und damit zu den tiefen befreienden Einsichten.
Das Sprichwort sagt zwar: „Eigenlob stinkt“; aber die Freude an den eigenen guten Taten befreit!
Lesen Sie die ganze Geschichte, die im Vinaya erzählt wird und mit einer recht amüsanten Szene beginnt: Khandhaka 8, Visākhāvatthu, in der Übersetzung von Maitrimurti und Trätow.
Jātakas
Dieser interessanten, wenn auch nicht zum frühen Spektrum gehörenden Sammlung hat sich bereits ein früherer Dhammaregen-Newsletter gewidmet. Wie dort erwähnt, gelten nur die Strophen dieser Sammlung als Teil des Kanon und die dazugehörigen Geschichten gehören zum Kommentar. Allerdings sind in vielen Fällen die Strophen ohne Kenntnis der Geschichten nicht zu verstehen, daher werden beide häufig zusammen dargeboten. So hat auch Dr. Julius Dutoit Anfang des 20. Jahrhunderts beides gemeinsam ins Deutsche übersetzt (zu finden online auf Palikanon.com oder in gedruckter Form beim Verlag Beyerlein & Steinschulte).
Nachdem Bhante Sujato den gesamten frühen Teil des Kanon übersetzt hat, hat er nun begonnen, auch einige der Jātaka-Strophen zu übersetzen, und ich habe mich entschlossen, seinem Beispiel zu folgen und diese Texte in mein Projekt aufzunehmen. Für die Hintergrundgeschichten gibt es gute moderne englische Übersetzungen vom Ehrwürdigen Anandajoti, weshalb Bhante Sujato sich auf die Strophen beschränkt, die ja auch den einzigen kanonischen Teil darstellen. Die deutsche Übersetzung von Dutoit, die wir haben, ist sicher nicht modern und enthält auch einige Fehler, doch im Ganzen ist auch sie ein sehr brauchbares Werk.
Bhantes Hauptinteresse gilt dabei Stellen, in denen durch die Jātaka-Strophen ein neues und anderes Licht auf frühere Texte fällt, und es zeigt sich, dass das gar nicht so selten der Fall ist. Somit ergeben sich auch wieder Auswirkungen auf bereits bestehende Übersetzungen (und das wird sicher nicht enden, bis die Buddhismusforschung ihr Gebiet ähnlich gut kennt wie die Bibelforschung und der Umfang des gänzlich unerforschten oder wenig erforschten Geländes deutlich zurückgeht).
Davon abgesehen, finden sich auch immer wieder Fälle, in denen der Kommentar (und damit Übersetzer, die sich auf ihn stützten) Dinge missverstanden hat und die Jātaka-Strophen selbst in einem anderen Licht zu betrachten sind.
Bhante Sujato ist nicht nur ein unermüdlicher Forscher, sondern stellt seine Funde auch gerne in kleinen Essays vor, von denen Mehr von Dhammaregen nun die ersten auch auf Deutsch hat.
Chaos- und Metta-Tour: Bhante Sujato in Europa
Auf seiner diesjährigen Europatour nimmt Bhante Sujato wieder einige Termine in Deutschland wahr. Stationen sind:
Und zum Abschluss kommen wir wieder auf das Thema Großzügigkeit zurück mit einer Strophe aus dem Dhammapada:
Die Geizigen gelangen nicht in den Himmel; man muss ein Tor sein, das Geben nicht zu preisen. Die Weisen feiern das Geben und finden das Glück im Jenseits. Dhp 177
Neues auf Dhammaregen
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Essays hinzugefügt:
Bhante Sujato, Die ersten drei Strophen der Jātakas: zum Essay
Bhante Sujato, Der schlaue Hirsch (Teenager) in den Jatakas 15 und 16: zum Essay
Seit dem letzten Newsletter wurden folgende Suttas hinzugefügt:
MN 76-78
Ja 1-16
Übersicht über alle Übersetzungen
Sutta-Erkundungen
Die Sutta-Erkundungen sind ein monatliches Online-Format zum Studium der Suttas in einer Gruppe, das sich an die lectio divina aus der alten christlichen Klostertradition anlehnt. Das ermöglicht ein eher meditatives Herangehen an die Suttas. Die Sutta-Erkundungen finden jeden ersten Freitag im Monat statt.
Nächste Termine: 4. Oktober, 1. November und 6. Dezember 2024 jeweils 18:30 – 20:00 h ME(S)Z.
Bei Interesse senden Sie bitte eine Email an dhammaregen@gmail.com. Sie werden dann eine Einladung mit den Zoom-Zugangsdaten erhalten.
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